Libanon hat eine bewegte Zeit hinter, aber auch eine hoffnungsvolle vor sich.Im Stadtrundgang durch
Beirut am Nachmittag des 10.7. besuchte die Delegation ein Haus der Erinnerung an den
Bürgerkrieg (1975-1990), der ca. 100.000 Tote zur Folge hatte. Das Gebäude war stark zerstört und wäre sicher, wie die meisten in der Innenstadt abgerissen worden. Privatem Engagement ist es zu verdanken, dass für spätere Generationen die vielen Zeichen des Mordens, wie Einschüsse, konserviert wurden. Heute dient das Gebäude Ausstellungen.
Beirut hat sich nach dieser schwierigen politischen Zeit stabilisiert und erneuert. Es entstand eine moderne Stadt, die ihre historischen Wurzeln, die weit in die vorchristliche Zeitrechnung reichen, präsentiert.
In dieser Stadt, die von vielen religiösen Glaubensrichtungen geprägt ist, zeigen sich deren Gebäude friedlich im Stadtbild nebeneinander - wie Moscheen, katholische oder orthodoxe Kirchen. Beendet wurde dieser Rundgang mit einem kurzen Aufenthalt für ein Foto vor dem libanesischen Parlamentsgebäude.
Auf Einladung von Frau Nimat Bizri von der Partnerorganisation Social Support Society (SSS) wurden am Abend die Arbeitsgespräche beim Abendessen fortgesetzt. Kinder und deren Bildung zu unterstützen, egal wo sie geboren wurden, welche Hautfarbe oder Geschlecht sie aufweisen, das mache den Sinn des Lebens der mittlerweile 71jährigen aus. Deshalb ist sie über die sächsische Unterstützung via Arche Noah dankbar.
Den Abschluss der Dienstreise in den Libanon bildete der Besuch des Büros des
UNHCR und der
Deutschen Botschaft im Libanon.
Karolina Lindholm Billing, UNHCR-Leiterin in Beirut, gebürtige Schwedin, agiert bereits seit Jahrzehnten weltweit in sozialen Hilfsprojekten. Hier und auch in der Deutschen Botschaft wurde uns die offizielle Politik der libanesischen Flüchtlingspolitik erläutert. Libanon will die syrischen Flüchtlinge so schnell wie möglich in das Nachbarland zurückführen.
Dies hat mehrere Gründe. Ich möchte zwei nennen. Offiziell sind 1 Millionen Flüchtlinge von UNHCR registriert, man geht aber von weiteren 500 Tausend nicht registrierten aus. Ich erinnere daran, dass Libanon 5 Millionen Einwohner hat und nach dem Bürgerkrieg immer noch keine gesunde Bildungs-, Sozial-, Ärzte- oder Wirtschaftsstruktur aufweisen kann.
Zudem gibt es auch ein Akzeptanzproblem. Libanon wurde nach dem Bürgerkrieg bis 2005 durch Syrien besetzt. Es fällt schwer, Menschen aus dem Land des ehemaligen Aggressors eine Bleibe anzubieten, Integration ist unerwünscht.
Im Moment versucht man Anreize zu schaffen, dass die syrischen Flüchtlinge, die seit nunmehr 7 Jahren unter schwierigsten Verhältnissen in Libanon leben, freiwillig in sichere Regionen ihrer Heimat zurückkehren. Sie sollen Hoffnungsträger für andere Familien werden. Realistisch gesehen, wird dies wohl mindestens noch 10 Jahre dauern, vorausgesetzt der Krieg hat ein Ende.
Um einen sozialen innergesellschaftlichen Frieden in Libanon bis zu dieser Lösung zu erreichen, bedarf es Investitionen, damit eine weitere Gefährdung der sozialen Instabilität abgewendet werden kann. Deutschland setzt sich insbesondere in den Bereichen Bildung, Arbeit, Wasser / Abwasser und Wirtschaft ein.
Ich habe während dieses Aufenthalts in Libanon erneut für mich festgestellt, dass es Länder (z. B. auch Jordanien) gibt, die, infolge einer mittlerweile zu einem Stellvertreterkrieg entarteten militärischen Auseinandersetzung, große Leistungen erbringen und dabei selber noch am Beginn einer stabilen Gesellschaft stehen. Ich habe erlebt, dass viele Menschen humanitäre Hilfe leisten wollen und auch, dass der Nachruf, Libanon sei ein unsicheres Land, nicht stimmt.
Ich bin überzeugt, dass es hier Entwicklungen, beispielsweise im Tourismus geben kann. Man muss das Land einfach mal besuchen. Vielleicht stimmt ja das alte Sprichwort noch: Leben wie Gott in Frankreich - Urlaub machen in Beirut.
Ich wünsche dieser Region zutiefst Frieden!